Das kleine Licht
Dem numinosen Ruf folgen
Ein spirituelles Gedicht über die Sehnsucht nach dem Licht – eine Reise, die ein ganzes Leben dauert und uns möglicherweise auf höchst bemerkenswerte Pfade führt. Es gehört zu diesem Weg, dass dieses numinose Andere, das wir als Gott oder das Göttliche bezeichnen, etwas ganz anderes zu sein scheint als wir selbst, weit weg, schwer zu erreichen und schwer zu erkennen.
Diesen Weg zum Licht zu gehen hat jedoch Auswirkungen auf uns. Wie bei jedem Weg ändert sich die Perspektive im Lauf der Zeit, mit jedem Schritt ein bisschen und manchmal auch ganz dramatisch. Einfache Dinge können komplex werden, und komplizierte Aspekte können sich in großer Einfachheit auflösen, wenn ich herausfinde, wer ich wirklich bin.
Kapitel:
- 00:00:00 Intro
- 00:00:26 Das kleine Licht – Solo
- 00:04:59 Die Magie des Lichts
- 00:12:47 Das kleine Licht (Remix feat. Nicola)
- 00:16:03 Outro
Die Sendung über das Licht mit Harald Lesch findest du hier:
Sprecherin für den Remix war Nicola, vielen Dank!
Transkription
Das kleine Licht
Es gibt ein Licht
So zart und klein
Man sieht es kaum
In all dem Dunkel
An den meisten geht’s vorbei
Sie gehen ihrer Wege
Denn da ist nichts
Das gleich ins Auge fällt
Keiner weist drauf hin
Ist nicht der Rede wert
Ich dagegen kann nicht anders
Bin davon fasziniert
Etwas ließ mich innehalten
Alles andere konnte warten
Drehte mich um
Um’s mir genauer anzusehen
Konnt’ kaum glauben
Was ich sah
So unglaublich unwahrscheinlich
Kann das denn sein?
Und doch war’s da
Es ging nicht weg
In all meinem Zweifeln
Ich wusste, dass ich weiß
So beugte ich mich
Es anzusehen
Und hörte eine Stimme
Sie sprach von Wahrheit
Sie sprach von Liebe
Sprach von Gerechtigkeit
Sprach von reinem Sein
Sie sprach vom Leben
Sie lud mich ein
Sie rief
Sie sprach
Ich hab die Wahl
Einmal ist keinmal
Es ist ein Pfad
Mit jedem Schritt
Erwächst der Weg
Wie ich nun folgte
Schritt für Schritt
Sah ich es klarer
Es stärkte mich
Mit jeder Kehre
Durch jede Finsternis
Mit jedem Mal
Da ich komplett verloren
Mit jedem Schmerz
Den mein Herz ertrug
War dieses Licht
Einwenig heller war sein Schein
Wer hätt’s gedacht
Wie lang es da war
Was war es wohl
Das mich vertrauen ließ
Bis ich mich schließlich wandte
Ich sah es
Strahlend hell
Vor all der Nacht
War so riesig
Konnt’s kaum ertragen
War laut und tosend
War Leben pur
In ihm war keine Spur von Dunkel
Und doch im Dunkel
War wo es schien
Woher ich’s wusste bleibt verschwommen
Mit einem Mal war’s völlig klar
Ich war endlich angekommen
Ich war endlich da
©️ Lachender Bach/Peter Müller 2025
Die Magie des Lichts
Eines der faszinierendsten Dinge im ganzen Universum ist das Licht. Ich hab mal eine Fernsehsendung mit dem bekannten Physiker Harald Lesch gesehen. Darin spricht ein noch recht junger Harald Lesch über Licht und verfällt dabei schon fast in eine poetische Sprache, berührt vom Geheimnis des Lichts. Ist echt sehenswert und geht nur eine Viertelstunde, der Link ist in den Shownotes zu dieser Episode auf lachenderbach.de.
Du fragst dich vielleicht: Was ist so bemerkenswert am Licht? Es kommt von der Sonne oder von meinem Handy, und wenn ich es nicht brauche, schalte ich es aus.
Es gibt ein paar Dinge über Licht zu sagen , bei denen man echt ins Nachdenken kommen kann. Nach der weithin anerkannten Relativitätstheorie, die wir Albert Einstein verdanken, vergeht die Zeit umso langsamer, je näher man der Lichtgeschwindigkeit kommt. Vereinfacht gesagt: Sobald man Lichtgeschwindigkeit erreicht, bleibt die Zeit stehen.
Wenn man also sozusagen „im Licht“ ist, befindet man sich an einem Ort – oder vielleicht ja besser: in einem Zustand, an dem bzw. in dem es keine Zeit gibt. Als ausgebildeter Theologe, der ich bin, komme ich nicht umhin festzustellen, dass es einen ganz besonderen theologischen Fachbegriff für diese Umgebung beziehungsweise diesen Zustand gibt, in dem keine Zeit vergeht. Du hast ihn vielleicht schon mal gehört. Er heißt Ewigkeit. Ewigkeit bedeutet nicht etwas, das immer weitergeht, wie die Kommentare eins Talkshow-Moderators in einer Late Night Show. Es ist gewissermaßen das genaue Gegenteil davon –, eine Stille, die vollkommen ist, ein gelassenes, müheloses und allumfassendes Sein. Dieses ewige Sein versuchen wir als Menschen gerne zu benennen, damit wir’s besser fassen können, und geben ihm Namen wie Gott, Jahwe, Allah, Buddha, Shiva, Shakti und viele viele mehr. Ja, all diese Namen haben ihre Bedeutung. Aber mit „allumfassendem Sein“ meine ich einen Zustand des reinen Seins, der in keiner Weise passiv ist. Es ist wie die Null in der Mathematik, der schwerelose Mittelpunkt, der das Gewicht der Welt trägt. Das Nichts, um das sich alles dreht, die unendlichen Möglichkeiten der mathematischen Ausdrücke.
Licht ist eine Potenzialität – das ist ein cooles Fremdwort, es bedeutet: „Möglichkeit, wirklich zu werden, einzutreffen“, und soweit ich die Quantenphysik nachvollziehen kann, ist das eine ziemlich treffende Beschreibung des Ausgangszustands von all dem, was wir als Universum bezeichnen. Diese Potenzialität kann sowohl Welle als auch Teilchen sein, und die Quantenphysik hat herausgefunden, dass es der Geist ist, der bestimmt, ob es das eine oder das andere sein wird. Es ist das Bewusstsein eines Beobachters, das das bestimmt. Als Theologe wiederum kann ich da einfach nicht umhin, an die buddhistische Lehre über die Kraft dessen zu denken, was der tibetische Buddhismus Rigpa nennt, reines Bewusstsein. Alles, so heißt es dort, wird aus diesem Bewusstsein geboren, und alles, was wir Welt und Leben nennen, geschieht in diesem Bewusstsein. Zu diesem Schluss kam übrigens auch einer der großen Quantenphysiker, Erwin Schrödinger, der gesagt hat: es gibt nur ein Bewusstsein.* Und der Weg zur Erkenntnis besteht darin, zu erkennen, dass ich es bin, der dieses Bewusstsein ist. Nicht das mickrige Ich, mit dem ich mich durch diese Welt bewege, sondern das Ich, von dem jedes Ich, das je war und je sein wird, nur ein Funke ist. Das ewige Feuer, das die Bibel im Alten Testament als Jahwe bezeichnet, der Lebensatem, der keinen Namen und kein Bild haben kann, weil er ewig fließt, nicht eine Sache oder Person ist, sondern der, wie es im neuen Testament heißt, durch den und für den und auf den hin alles ist. Oder, wie’s der Apostel Paulus so schön formuliert hat: In ihm leben, weben und sind wir. Also Gott so als das Gefüge der Welt, in dem alles existiert.
Als Hobby-Physiker kann ich nicht umhin zu bemerken, wie das Licht diesem Jahwe gleicht, diesem göttlichen, allumfassenden Sein: Man kann es nicht an einem Ort festhalten, man kann es nicht einpacken, aufbewahren, konservieren. Es ist immer nur hier und jetzt.
Der irische Theologe und inspirierende Schriftsteller John O’Donahue hat es so wunderbar formuliert: Licht ist die geheime Gegenwart des Göttlichen.
Spirituelle Wege aller Schattierungen und Zeiten sprechen von diesem göttlichen Licht. Und selbst wenn du der überzeugteste Atheist bist, kennst du vielleicht diese Leidenschaft, eine Neugier, eine Sehnsucht, die dich in etwas hineinzieht, das über dich hinausgeht. Wenn du mich fragst, würde ich sagen, dass die Suche nach diesem Licht die Essenz dessen ist, warum – und wie – wir leben.
*„Bewusstsein gibt es seiner Natur nach nur in der Einzahl. Ich möchte sagen: die Gesamtzahl aller »Bewusstheiten« ist immer bloß »eins.” (Geist und Materie, 1986, S. 90)
Outro:
Wir sind schon wieder am Ende, danke dass Du dabei warst. Ein spezieller Dank geht auch an Nicola, die diesmal die Sprecherin für den Remix war. Es macht wirklich viel Spaß, mit anderen kreativen Menschen zusammenzuarbeiten und zu sehen, was sich daraus ergibt.
Ich kündige hier ja gern die nächste Episode an, das geht manchmal schief – so wie beim letzten Mal. Gerade die Remixes sind ein kreativer Prozess, der mich manchmal mal auf verschlungene Wege führt, und dann kann’s auch mal dauern, bis so ein Remix fertig ist. Wie fandest du denn denn Remix von heute? Lass mal hören …
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Mein Name ist Lachender Bach, ich bin Poet, Tänzer, Mystiker, Naturcoach und Menschenflüsterer.
Gestern war übrigens Equinox, die Tag-und-Nacht-Gleiche. Wir sind jetzt auf der lichtvollen Seite des Jahreslaufs. Drum: Ich wünsch dir einen lichtvollen Frühling – und lass es fließen im wilden Strom des Lebens.