Gebe mich dem Nichts
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Gebe mich dem Nichts

Alles ist Bewusstsein

… und Bewusstsein ist alles. Von einem materialistischen Weltbild aus betrachtet ist das natürlich  Blödsinn. Wenn wir aber wirklich mal einen Schritt zurücktreten, und die eigene Wahrnehmung der Welt betrachten, dann kommen wir irgendwann vom reinen Beobachten zur Frage, wer denn der ist, der beobachtet.  

Der buddhistische Lehrer Sogyal Rinpoche hat es in seinem Klassiker, dem Tibetanischen Buch vom Leben und vom Sterben, so schön pragmatisch ausgedrückt: Alle Wahrnehmung und jeder Gedanke findet innerhalb meines Bewusstseins statt.

Wenn ich mich noch tiefer auf diese Beobachtung des Bewusstseins einlasse, werde ich vielleicht irgendwann die Erfahrung einer Entgrenzung machen – eines Ozeans des Bewusstseins, von dem ich lediglich ein Tropfen bin. Und der, anders gesehen, untrennbar ich ist. Wer diese Erfahrung gemacht hat, weiß, dass es nichts Größeres gibt, als sich diesem Ozean hinzugeben.

Kapitel:

  • 00:00:00 Intro
  • 00:00:26 Gebe mich dem Nichts – Solo
  • 00:06:25 Von Äpfeln und Apfelbäumen
  • 00:16:28 Gebe mich dem Nichts – Remix

Transkription

Gebe mich dem Nichts

Ich ergebe mich dem Nichts
Dem Ozean der Stille
Der einfach ist
Was alles ist
Meer ewiger Ruhe
In dem alle Lieder klingen

Nach allem meinen Ringen
Allem Wollen
Tosenden Gewalten
Darf Stille alles halten
Still und dunkel ruht die See

Ich bin die Konstante
Die in allem ist
In der alles ist
Ich bin das Licht
Das in allem scheint
In dem alles scheint
Ich bin das Jetzt
Da alles ist

Ich bin

Die Illumination ist die Illusion
Alles ist in mir
Ich bin in allem
Alles ist durch mich
Bis ich mich ins Dunkel entlasse
Christus am Kreuz
Hier stirbt die Illusion
Hier wird Illumination
Nichts ist außerhalb des Bewusstseins
Im Bewusstsein scheint das Licht
Dharmakaya
Sambhogakaya
Nirmanakaya
Alles scheint durch mich

Ich bin
Der alles lässt
Der sich vergisst
Der sich entlässt
Ich bin das Nichts

Ich bin der Blick
Der Nichts erfasst
Der Kuss
Der Licht zum Morgen weckt

Ich bin der lebt
Der liebt
Der schaut

Bis im Licht
Ich mich erkenne
Rigpa
Stilles Klingen
Pures Sein
Christus Liebe
Christus Licht

Bewusstsein
Stille
Der Tropfen fällt lautlos ins Meer

Atem fließend
Bis zum letzten Hauch
Mit dem ich mich entlasse
Schwereloses Nichts
In dem alles ist enthalten

Ich ergebe mich dem Fluss
In dem alles wird
Der alles trägt
In dem nichts muss

Ich ergebe mich der Leere
Ich ergebe mich der Nacht
Ich ergebe mich der Stille
Ich ergebe mich dem Licht

Ich verkörpere das Leben
In mir scheint das Licht
Die Liebe liebt sich hinzugeben
Ich ergebe mich dem Nichts

©️ Lachender Bach/Peter Müller 2024

Von Äpfeln und Apfelbäumen

Vor vielen Jahren hat mir mal jemand von einem Jungen im Vorschulalter erzählt, der glaubte, Äpfel würden in Plastik verpackt im Supermarkt entstehen. Der Arbeitskollege, der die Geschichte zum Besten gab, amüsierte sich köstlich über so eine alberne Vorstellung, und ich mich natürlich auch. Denn: Wie weltfremd kann man denn sein? 

Der Junge war in der Stadt aufgewachsen, wie sich im weiteren Gespräch rausstellte, und die gesamte Erfahrung seines bis dahin ja noch recht kurzen Lebens war halt ganz einfach, dass Äpfel immer in Plastik verpackt aus dem Supermarkt kommen. Der Clou an der Geschichte war, dass seine Eltern eines Tages mit ihm auf’s Land fuhren und er das erste Mal einen Apfelbaum sah. Seine über sein ganzes Leben gesammelte Erfahrung, in der Äpfel völlig offensichtlich mit Supermärkten und Plastikverpackung verknüpft waren, platzte in diesem einen Moment. Der Apfelbaum wurde für ihn zu einer echten bewusstseinserweiternden Erfahrung.

Die Geschichte ist deshalb so amüsant, weil wir Erwachsenen wissen, woher Äpfel kommen, und uns die Schlussfolgerungen des Jungen deshalb so absurd vorkommen. Für ihn dagegen war das alles offensichtlich nicht so offensichtlich wie für uns. Dabei hat er genau das getan, was wir alle tun – aus seinen Erfahrungen auf die Wirklichkeit geschlossen. Solche Geschichten gibt es in Hülle und Fülle, und sie betreffen keineswegs nur Vorschulkinder.  So glaubte etwa selbst Albert Einstein noch, das Universum wäre starr und würde sich nicht ausdehnen, was wir heute dank raffinierterer Beobachtungsmethoden besser wissen. Wir alle tun das: nutzen den uns möglichen Blick in die Welt und konstruieren daraus unser Bild der Wirklichkeit. In der Ethnologie bezeichnet man das als Weltbild, die Summe all dessen, woraus sich für uns die Wirklichkeit zusammensetzt.

Im Weltbild unserer westlichen Kultur leben wir seit der sogenannten Aufklärung in einer materiellen Welt, unser gesamtes Leben spielt sich darin ab. Sie ist unser Supermarkt, und die Regeln, nach denen Dinge in dieser materiellen Welt ablaufen, sind die Plastikverpackung, aus der die Äpfel des Lebens ganz offensichtlich entstehen. Das ist, bis wir vielleicht ja eines Tages einmal eine andere Erfahrung machen. Eine solche Erfahrung verändert alles.

Bei der großen Menschheitsfrage, woher denn alles kommt – also, warum es etwas gibt und nicht nichts –, sind wir im Supermarkt eines existierenden Universums. Wir können es lediglich so nehmen, wie wir es vorfinden, unser wissenschaftlicher Blick reicht nicht darüber hinaus. Und doch treibt uns bemerkenswerterweise als Menschen die Frage nach dem Woher und Warum um. 

Es ist auch kurios zu sehen, wie wir uns als Menschheit verhalten, die doch vermeintlich so fest in der materiellen Welt verankert ist. Da sagen uns Hunderttausende von Wissenschaftlern, dass wir  – Sichtwort Klimakatastrophe und Artensterben – gerade dabei sind, unsere Lebensgrundlagen dramatisch zu verschlechtern, was zu enormem Leid führen wird, und wir bestehen aus tausendundeinem Grund darauf, so weiter zu machen wie bisher. Offensichtlich gibt es in uns etwas, das mehr Gewicht hat als wissenschaftliche Fakten.

Einen ganz anderen und weiteren Blick auf die Wirklichkeit finden wir in der asiatischen Welt. Ich mag hier nur ungern von östlicher Philosophie oder östlicher Religion sprechen. Denn Philosophie ist für uns Westler ja sehr stark mit Denken verknüpft, also rein mit der Ratio. Und Religion hat etwas mit manchmal vagen Vermutungen und Hoffnungen zu tun oder fanatischen Überzeugungen. 

Im östlichen Weltbild, etwa in den uralten Veden, im Tantrismus oder im Buddhismus, fließen der subjektive und der objektive Weg zusammen. Aber nicht nur das, sondern der, der sieht, und das, was gesehen wird, wird als eins erkannt. Im Westen kennen wir das beispielsweise von christlichen Mystikern, die das unio mystica genannt haben, also mystisches Einssein, All-Eins-Sein.  Etwas moderner kann man es auch als als „Präsenz“ bezeichnen. 

Im Kern erkennt der östliche Blick auf die Wirklichkeit, dass alles aus dem Bewusstsein entsteht. Also der Supermarkt, die Äpfel, und wir, die wir sie kaufen und essen. Das wäre dann übrigens auch eine mögliche Erklärung, warum uns wissenschaftliche Fakten offenbar so wenig motivieren können. Denn wir bewegen uns in unserem Kern im Raum des Bewusstseins, und das, was unser Bewusstsein bestimmt, bestimmt unser Denken, Fühlen und Handeln. Und deshalb ist die Feder schärfer als das Schwert.

Die Buddhisten etwa sagen: In Wirklichkeit gibt es nichts, und in diesem Nichts scheint das Licht des reinen Bewusstseins, das sie Rigpa nennen. Das ist kein Bewusstsein einer Person, so wie wir uns im Alltag erleben, sondern dieses Bewusstsein ist das Feld, in dem alles ständig entsteht und präsent ist. So wie ich in meinem Bewusstsein das Bild einer Situation erzeugen kann – sagen wir mal eine erotische Phantasie, die mich sehr erregt – so entsteht das ganze Universum in diesem universellen Bewusstsein. Und so wie mich meine erotische Phantasie bis in den Körper anrührt, so entsteht im freien Spiel des universellen Bewusstseins die ganze Welt.

Das könnte ich jetzt noch lange und wortreich zu erklären versuchen, aber zum einen wird dann diese Einleitung viel zu lang, und zum andern erreiche ich über’s Reden und Hören bestenfalls eine Annäherung. Dieses Spiel zu erkennen, wahrzunehmen, dass auch meine physische Existenz lediglich ein Ausdruck dieses Spiels ist und mich nicht daran zu klammern, sondern mit wachem Geist und wachem Herz mitzufließen, das ist der Weg zu dem, was die Buddhisten Erleuchtung nennen. 

Das eigentliche Wissen kommt nicht aus irgendwelchen Erklärungen, sondern aus der Erfahrung an sich, also aus der Begegnung mit dem Apfelbaum.

Outro:

 Mein Name ist Lachender Bach, ich bin Poet, Tänzer, Mystiker, Naturcoach und Visionssucheleiter. 

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Dieser Podcast erscheint ohne festen Zeitplan, wie sich halt das Leben ereignet und die Verse kommen. Also am besten folgst du mir, dann bekommst du alle neuen Folgen. Schau einfach ab und zu mal rein. Mehr über mich und andere Angebote findest du auf lachenderbach.de

Danke fürs Zuhören, und – lass es fließen im wilden Strom des Lebens.

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