Scherben Splitter Magenbitter - zerbrochener Stein
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Scherben Splitter Magenbitter

Ein gebrochenes Herz und der Weg zur Freiheit

Eine Trennung verarbeiten kann krass hart sein. Denn Trennungsschmerz trifft mich im tiefsten Grund meines Herzens. Das Ende einer Beziehung reißt ein Loch in mein Leben und je nachdem wie die Sache gelaufen ist, kann das ein brutal großes sein. 

Wie kann ich mit diesem Herzschmerz umgehen? Liebeskummer verarbeiten fängt damit an, ihn erstmal zu fühlen – bewusst, in seiner fiesen Härte. Und dann stehe ich vor einer spannenden Entscheidung: Was tue ich mit diesem Schmerz? In diesem Gedicht gehts darum wie ich eine Trennung verarbeiten und danach weitergehen kann.

Kapitel:

  • 00:00:00 Intro
  • 00:00:26 Scherben Splitter Magenbitter – Solo
  • 00:02:48 Es kommt drauf an, was man draus macht
  • 00:14:49 Scherben Splitter Magenbitter (Remix)
  • 00:18:29 Outro

Kleshas sind laut der englischsprachigen Wikipedia „a mental state, such as fear or ignorance, that clouds the mind and leads to unhealthy actions. It is an obstacle to reaching a state of enlightenment and liberation (moksha) from saṃsāra.“ (ein mentaler Zustand wie etwa Angst oder Unwissenheit, der den Geist vernebelt und zu ungesunden Handlungen führt. Er ist ein Hindernis auf dem Weg in einen Zustand der Erleuchtung und Befreiung (Moksha) vom Samsara. – Samsara ist das Sich-verlieren im „Film“, den diese Welt darstellst. Also, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen.

Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Kleshas_(Hinduism)

Der deutsche Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Klesha

Wenn du mit deinen Gefühlen arbeiten willst, gibt es ein gut verständlich erklärtes Buch von Dzogchen Ponlop Rinpoche: Emotionale Befreiung.

Das Gedicht in dieser Episode sprach Viktor Pavel.

Heartbeat sound by Moulaythami from freesound.org
Sub Heartbeat sound by smithereens from freesound.org
Glas sound by TheSoundcatcher from freesound.org

Transkription

Scherben Splitter Magenbitter

Scherben in Form eines S
Schlängeln sich in meinen Wänden
Wie ein in tausend Stücke zersprungenes Spiegelbild
Das ich in jeder Ecke wiederfinde

Die ganze Story
All der Schmerz
Sie brennen noch in mir
Genau wie all das Schöne

Das aus diesen Splittern spricht
Splitter entstehen wenn das Herz zerbricht
Der Liebe stiebend letzte Funken
Bezeugen‘s und beklagen‘s noch

Ich lass sie langsam sterben
In der kalten Gruft von Nicht
Erstorben Asche werden
Vielleicht ja mal ein Dünger

Wie mein Raum nun langsam dunkel wird
Da wird es in mir heller
Ein Licht das nicht das meine ist
Vielmehr ist’s so: ich bin das seine

Ein Licht das in der Schöpferkraft
Die ganze Welt geschaut
In dem die Liebe alles hält
Ein Licht dem ich vertrau

Das leitet mich durch Schmerz und Glück
Es leuchtet mir den Weg
Es ist die Kraft die in mir fließt
Meine Sonne durch die ich leb

Die Narben werden bleiben
Sind nun ein Teil von mir
Auch sie werde ich lieben
Ich lass uns beide frei

So schade dass es nicht geklappt
War mit ganzem Herz dabei

©️ Lachender Bach/Peter Müller 2024

Es kommt drauf an, was man draus macht

Es gibt ja diese Geschichte von dem armen Bauern, dessen Pferd davonläuft. Die Leute vom Dorf kommen zusammen und sagen: „Was für ein Unglück! Dein teures Pferd ist weg!“ Der Bauer antwortet ihnen: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“

Er schickt seinen Sohn los, nach dem Pferd zu suchen. Der findet es tatsächlich und gleich noch zwei weitere und bringt sie mit zurück. Die Leute im Dort jubeln ihm zu und beglückwünschen den Bauern: „Was für ein Glück! Du hast dein Pferd zurück, und noch zwei weitere!“ Der Bauer antwortet ihnen: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“

Als der Sohn des Bauern einige Zeit später versucht, die Pferde zu zähmen, stürzt er und bricht sich ein Bein. Die Leute vom Dorf kommen und drücken ihr Beileid aus. „Was für ein Unglück, dass dein Sohn gestürzt ist. Jetzt hast du niemanden, der dir auf deinem Hof hilft.“, sagen sie. Der Bauer antwortet ihnen: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“

Wenig später kommen Herolde des Königs und verkünden, dass ein Krieg ansteht. Alle erwachsenen Söhne müssen dem König in die Schlacht folgen. Da aber der Sohn des Bauern ein Bein gebrochen hatte, ließen sie ihn im Dorf. Nachdem die Herolde wieder weg sind, sagen die Leute aus dem Dorf zum Bauern: „Was für ein Glück, dass dein Sohn ein gebrochenes Bein hat. Du hättest ihn vielleicht nie wieder gesehen. So aber wird er leben.“ 

Der Bauer, du ahnst es schon, antwortet ihnen: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“

☯ ☯ ☯

Wie ich eine Sache betrachte, macht einen enormen Unterschied aus. Du weißt schon, das berühmte Glas, das – ohne sich auch nur ein Quäntchen zu verändern – in dem einem Moment halbleer und im nächsten halbvoll sein kann. Die Schönheit, die im Auge des Betrachters liegt. Dieser englische Satz, it takes one to know one – was so viel sagt wie: du musst eine Person mit bestimmten Kenntnissen und Erfahrungen sein, um bestimmte Dinge erkennen zu können. Oder der berühmte amerikanische Autor und Naturfreund Henry Thoureau mit seinem: It’s not what you look at that matters, it’s what you see – es kommt nicht auf das an, was du anschaust, sondern auf das, was du siehst. Deswegen macht es einen Unterschied, wie ich die Dinge betrachte, und auch auf welche Dinge ich mein Denken richte. 

Man kann da natürlich schön drüber schwadronieren, dass ich mir meine Wirklichkeit selbst kreiere – was ja nicht falsch ist. Aber was passiert, wenn mir etwas passiert, das mich wirklich trifft? Wenn ich, wie ich es kürzlich erlebt habe, plötzlich jemanden verliere, den ich von Herzen liebe? Eine Situation, die mir wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Wie reagiere ich dann? Folge ich meinen Gefühlen – dem Schmerz, der Wut, der Ohnmacht, der Verzweiflung, der Angst? Schlage ich um mich, gegen mich selbst oder gegen andere?

Ich habe mich entschieden, all das zu fühlen und es nicht wegzudrücken. Das hat mich mehr als einmal zerrissen, geplättet, zutiefst erschüttert, am Boden zerstört. Ich habe mich aber auch entschieden, in all diesem Schmerz dem Leben zu vertrauen, der Liebe und dem Licht. Und wenn du jetzt denkst: „Das klingt jetzt aber ganz schön nach blumigem Hippiegelaber!“, dann antworte ich dir: Dieses Licht ist mir begegnet, als ich ganz unten war, wo’s so pechschwarz und hoffnungslos war, dass ich nicht mehr wusste, ob und wie ich weitergehen kann. Da, wo etwas ganz tief in mir zerbrochen ist, ist es mir begegnet. An so einer Stelle ist es nicht wirklich intuitiv und offensichtlich, sich nicht von all diesen brutal finsteren Gefühlen runterziehen zu lassen. An so einer Stelle braucht’s eine sehr klare Entscheidung, und all das zu fühlen ist erstmal krasser und schwieriger als blindlings um mich zu schlagen. Wenn ich jetzt drauf zurückblicke, sehe ich auch, dass es während der ganzen Zeit immer wieder Momente der Gnade gab. Damit meine ich Begegnungen, Zufälle, ein Wort, ein Buch, ein Radiobeitrag, etwas in meiner Facebook-Timeline, völlig unplanbare und unkontrollierbare Dinge, Freunde und wohlgesinnte Menschen, die mich allesamt auf meinem Weg unterstützt haben. Das meine ich mit Gnade.

Eine Sache aus dem Buddhismus hat mir dabei ebenfalls sehr geholfen. Was ich an Buddhisten sehr schätze, ist die Tatsache, dass sie echte Checker sind, was das Bewusstsein angeht. Über die Jahre habe ich im Buddhismus Lehren kennengelernt, die sich mit meinen eigenen Erfahrungen decken und mir zu einer klareren Sicht verholfen haben. Eine dieser Lehren ist die Arbeit mit den Kleshas. Das Wort kommt aus dem Sanskrit, der uralten asiatischen Sprache, in der viele grundlegende Texte asiatischer Lehren verfasst sind. Der Begriff ist nicht ganz einfach zu übersetzen, weil er Teil eines umfassenderen Verständnisses über die Natur unseres Daseins und unseres Geistes ist. Soweit ich ihn verstehe, umfasst er nicht nur unser Denken, sondern auch unser Fühlen, unsere Konditionierungen, auch das, was wir als Ego bezeichnen. In den Shownotes zu dieser Episode, die du auf lachenderbach.de findest, gibt’s dazu noch etwas mehr Informationen.

Die Einladung bei der Arbeit mit den Kleshas besteht darin, wie eigentlich bei allen meditativen Praktiken, mich nicht komplett mit den eigenen Gefühlen zu identifizieren und dann z. B. wild um sich zu schlagen und Dinge zu tun, die ich hinterher vielleicht bereue und die die Situation noch viel schlimmer machen. Es geht also drum, aus dem Teufelskreislauf von Gedankenkarussells und zerstörerischen Handlungsmustern auszusteigen. In meinem wirklich brutalen Herzschmerz hat mir das enorm geholfen, mich immer wieder zu meiner Mitte zurück zu orientieren.

An dieser Stelle war es dann eine sehr nüchterne, abwägende Entscheidung, mich nicht in einen Strudel aus ohnmächtiger Wut und beißendem Schmerz zu verlieren, sondern stattdessen den sehr demütigen Weg zu wählen, mich zunächst auf meinem Schmerz einzulassen, und mich im Fühlen dieses Schmerzes schließlich dem Licht der Liebe ganz bewusst zuzuwenden. Dieses Licht hab ich eingeatmet, es sehr bewusst und absichtsvoll in mich und durch mich fließen lassen. Das war eine Bitte und Entscheidung. Dieses Licht – und Menschen, die mir liebevoll in dieser schwierigen Zeit zur Seite standen – haben mir sehr geholfen, meine Mitte wiederzufinden.

Es gibt eine Liebe jenseits dessen, was ich Ich nenne, mit dem ich ja so gern so total identifiziert bin. Diese Liebe trägt alles, und sie trägt auch mich und all das Schmerzhafte und Leidvolle, das in meinem Leben auftaucht, und ja auch in dem deinen und im Leben von allen Menschen und Wesen auf unserem wilden Planeten. Sie ist kein süßliches Gefühl, kein Licht, in dem alles in Pastellfarben erscheint. Diese Liebe ist das klare Leuchten des Bewusstseins, in dem das gesamte Universum existiert.

Wohin meine Augen gehen, dahin gehe auch ich. Und in der Art und Weise, wie ich die Dinge betrachte, bestimme ich auch ultimativ, ob ich mehr Leid und Schmerz in meinem Leben schaffe – und damit ja immer auch mehr oder weniger bei anderen – oder halt etwas anderes, Freieres, Leichteres in die Welt bringe. Das ist dann das Licht dieser Liebe in Aktion. Die Entscheidung dazu liegt ganz bei mir. Glück oder Unglück, wer weiß das schon. 

Es kommt drauf an, was man draus macht. Der Weg wird erst im Gehen sichtbar.

Outro:

Wir sind am Ende dieser Episode. Das Gedicht hat diesmal Viktor Pavel gesprochen. Viktor ist nicht nur mein dienstältester Freund, sondern auch gefragter Sprecher in Berlin. Du findest einen Link zu seiner Arbeit in den Shownotes zu dieser Ausgabe auf meiner Website, lachenderbach.de. Und dort gibt’s ebenfalls die erwähnten weiterführenden Infos zu den Kleshas und der sehr lohnenden Arbeit damit. Und du findest dort auch weitere Podcast-Episoden und Infos über mich. 

Falls du den Podcast noch nicht abonniert hast, dann ist ja vielleicht jetzt die Gelegenheit, das zu tun. Damit hast du immer sofort die neueste Episode, sobald sie draußen ist. Über Empfehlungen, Likes und Kommentare freue ich mich wie immer. Und so bleibt mir noch der Hinweis auf die nächste Episode, die trägt den Titel Vollmondbesoffen.

Mein Name ist Lachender Bach, ich bin Poet, Tänzer, Mystiker, Naturcoach und Menschenflüsterer.

Danke fürs Zuhören, und – lass es fließen im wilden Strom des Lebens.

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