Toroidiale Ambiguation
Ein Koan
Heute nehme ich dich mit auf einen Ritt in die Natur des Bewusstseins, einen echten Hirnverzwirner. Sicherheitsgurt und Helm nicht vergessen. Wir reisen bis in den Kern des Bewusstseins und zur Quelle allen Seins. Wer ist es, der mich beobachtet, wenn ich mich dabei beobachte, wie ich mich beobachte? Gibt es sowas wie ein Ich?
Kapitel:
- 00:00:00 Intro
- 00:00:26 Toroidiale Ambiguation – Solo
- 00:05:26 Die Grenzen des herkömmlichen Denkens überwinden
- 00:23:00 Toroidiale Ambiguation (Remix)
Das im Podcast erwähnte Buch Der Kreislauf des Lebens gibt es aktuell noch nicht – im Moment bin ich noch mit dem Launch dieses Podcasts beschäftigt (mehr Arbeit als man denkt!). Wenn du interessiert bist, schick mir eine Nachricht – dann gehörst du zu den Ersten, die von der Veröffentlichung erfahren!
Transkription
Toroidiale Ambiguation
Ich bin der
Der mich schaut
Wenn ich schau
Wer mich schaut
Es gibt einen Raum des Bewusstseins
Größer als wir
Wenn wir uns dem öffnen
Egal wie
Fließt Information von dort zu uns
Sofern wir sie zu fassen
Mögen oder vermögen
Ihr Fließen transformiert und transmutiert
Von mir
Zu allem anderen
Ich bin der
Der mich schaut
Wenn ich schau
Wer mich schaut
Hab ich das einstmals verstanden
Bin ich wieder Teil von allem
Dennoch :: Jetzt
Jetzt bin ich hier
Dieser Körper
Diese Zeit
Fühlen sehen hören schmecken
Mutter Natur
Pacha Mama
Ich bin dein Lecken
Aus dem Wasser komm ich
Sehn’ zum Licht
Ich bin der
Der mich schaut
Wenn ich schau
Wer mich schaut
- ~ Andere gehn vielleicht in eine andere Richtung ~
Bis, im Unten und im Dunkel
Wir im Licht uns wieder finden
Alle Farben werden weiß
Das Jetzt das ist
Das Jetzt da ist
Das Nichts
Das Alles nicht ist
Entschloss zu werden
Alles immerzu
Auf Eines hin
Immerdar sich zu erbrechen
In jeder Form zu jeder Zeit
Und nur Ich bin’s
Der das weiß
Ich bin der
Der mich schaut
Wenn ich schau
Wer mich schaut
Alle Ichs die sich ergeben
Lassen, um sich zu erheben
Sind ein Teil des großen Wir
In dem einen großen Tanz
Der immer endet
In dem Alles
Das Ich schaut
Ich bin der
Der mich schaut
Wenn ich schau
Wer mich schaut
©️ Lachender Bach/Peter Müller 2024
Die Grenzen des herkömmlichen Denkens überwinden
Das heutige Gedicht ist etwas speziell. Also, what the …, Torodingsbums was?! Was soll das bedeuten? Normalerweise erkläre ich an dieser Stelle nicht, aber heute will ich das bei diesem fiesen Wortmonster mal tun und dich dabei auf einen kleinen Ritt mitnehmen. Okay, du bist entspannt und sitzt bequem? Alles klar. Und los gehts.
Torodiale Ambiguaton – torodial, was bedeutet das? Ich lese mal eine Definition vor, die ich bei Spektrum.de – also das ist die Website von Spektrum der Wissenschaft – gefunden habe:
toroidal, 1) von der Form eines Torus; 2) die Richtung des großen Umlaufs in einem Torus bezeichnend; 3) topologisch äquivalent zu einem Torus.
Die beiden letzten Definitionen sind eher technisch, die erste aber finde ich höchst spannend:
„Von der Form eines Torus“ – der Torus ist eine universelle Form. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese Form kommt im ganzen Universum vor. Ein Apfel beispielsweise hat eine torodiale Form, das Magnetfeld der Erde, unseres Sonnensystems und unserer Galaxie haben die Form eines Torus; und cutting-edge Physik spekuliert, dass sogar das gesamte Universum ein Torus sein könnte. Falls du nicht weißt, was ein Torus ist, stell dir einen Punkt vor, von dem sich eine Linie erhebt, die sich kreisend um den Punkt bewegt und dabei in sich ständig weitenden Kreisen nach oben strebt. Es entsteht eine Art Trichter, den man als Vortex bezeichnet. Diese Vortex, wenn sie immer weiter nach oben strebt und sich ausdehnt, beginnt sich schließlich um sich selbst zu krümmen, wandert nach unten und fängt an, sich wieder zu verengen. Ein anderes, interessantes Wort für verengen ist übrigen verjüngen, und darin steckt die Idee rückwärts laufender Zeit. Aber das führt uns jetzt auf Abwege, deshalb … Es entsteht also eine Vortex, die immer schmäler wird, bis sie zu einem unendlich kleinen Punkt, einem Nichts, zusammenläuft – genau der Punkt, an dem alles begann. Für die Mathematiker: Ich spreche von einem Horntorus. Für alle anderen: Gib mal „Horntorus“ in einer Suchmaschine ein und kuck dir die Bilder an.
Dieses Prinzip des Torus – alles entsteht aus einem Nichts – gibt es auch auf der Ebene des Bewusstseins. Die Buddhisten bezeichnen es als Rigpa, reines, klares Bewusstsein, worauf wir als Menschen als ultimatives Ziel zugehen. Das ist das immerwährende Jetzt, pures Sein. Um sich dafür zu öffnen, meditieren Buddhisten. Falls du selbst eine meditative Praxis hast – und das kann ich unbedingt empfehlen, denn es ist der Weg zu echter innerer und äußerer Freiheit – falls du also öfter meditierst, dann hast du vermutlich den inneren Beobachter kennengelernt. Das ist die Instanz in mir, die mich beobachtet. Und wenn ich sie betrachte, gibt es eine Instanz, die den beobachtenden Beobachter beobachtet – und das scheint nie zu enden. Als Beobachter kann ich den beobachtenden Beobachter beobachten. Das ist also auch wieder eine toroidal unendliche Kette, hier im Feld des Bewusstseins.
Auch im Tantrismus gibt es dieses Verständnis. Mit Tantra meine ich nicht das, was wir hier in Deutschland landläufig darunter verstehen, also Ringelpiez mit Anfassen. Tantra ist eine sehr alte spirituelle Tradition aus Asien, in mancher Hinsicht gar nicht so weit vom Buddhismus entfernt. Beide beruhen auf gemeinsamen Wurzeln. Ich zitiere hier mal Christopher D. Wallis, der das in seinem Buch Tantra Illuminated sehr wunderbar beschrieben hat:
Alles, was existiert – zu jeder Zeit und darüber hinaus – ist ein einziges, unendliches, göttliches, freies und glückseliges Bewusstsein, das auf der Ebene seines Bewusstseins eine unermessliche Vielfalt von scheinbar differenzierten Subjekten und Objekten projiziert.
Also anders formuliert: Das ganze Universum ist ein Ausdruck des einen Bewusstseins; genau das, was die Buddhisten als Rigpa bezeichnen, oder wir im christlichen Abendland als Gott. Gott ist allerdings ein schwieriger Begriff, weil den jeder für sich anders definiert und er für manche Menschen mit belastenden Erfahrungen verknüpft ist. Das gesagt: Die Idee der göttlichen Präsenz in der gesamten Schöpfung ist auch im Judentum und Christentum zentral. In Gott „leben, weben und sind wir“ sagt beispielsweise der Apostel Paulus in der Apostelgeschichte. Es gibt nichts außerhalb dieses Bewusstseins, das Gott ist und von dem alles geschaffen ist.
Ja, und dann war dar noch die Ambiguation. Ich gestehe gleich: Das Wort gibts gar nicht. Oder gab’s gar nicht, jetzt hab ich’s ja erfunden. Es gibt die Disambiguation, was auf Deutsch heißt: das Aufheben von Mehrdeutigkeiten. Unser heutiges Gedicht versucht aber das genaue Gegenteil davon, nämlich durchaus mit Mehrdeutigkeit zu spielen.
Warum das? Will ich dich etwa verwirren?
Es gibt viele Situationen im Leben, in denen es sehr wichtig und nützlich ist, ein genaue, eindeutige Feststellung zu haben. Ist die Herdplatte an oder aus, wenn ich das Haus verlasse? Ist die Straße gesperrt oder befahrbar? Wie lang ist die Wegstrecke?
Es gibt aber auch andere Bereiche, in denen einen solche Klarheiten nicht weiter bringen. Im Zen-Buddhismus ist beispielsweise der Koan ein Mittel, unsere Klarheiten gegen die Wand zu fahren. Ein Koan ist eine Frage, die ein Meister seinem Schüler stellt, oder die ich mir auch selbst stellen kann. Das können etwa Fragen sein wie: Wer ist innen? Was ist das Andere? Oder: Was ist Bewusstsein.
Auf eine solche Frage gibt es erstmal keine vernünftige oder eindeutige Antwort. Dann arbeite ich mich daran ab und zermartere mir das Hirn, bis mir der Rauch aus den Ohren aufsteigt, und es will mir einfach keine vernünftige Lösung einfallen. Dabei erlebe ich Gefühle wie Verwirrung, Ohnmacht, Wut, vielleicht sogar Verzweiflung. Ich kann aber auch Geduld, Achtsamkeit, laterales Denken, Perspektivwechsel und andere sehr nützliche Dinge dabei lernen. Das ist sehr stark ein Prozess, in dem ich bei aller Aktivität nicht tue, die Kontrolle abgebe, das Schwert locker halte, wissend nicht weiß. Ein Prozess, der mich für Intuition öffnet.
Irgendwann gelange ich möglicherweise an einen Punkt der Erkenntnis, der jenseits meiner Ratio und meines „gesunden Menschenverstands“ liegt – dieser gesunde Menschenverstand, den Albert Einstein mal so schön definiert hat als „die Summe aller Vorurteile, die wir uns bis zu unserem 18. Lebensjahr angeeignet haben“. An einen solchen Punkt zu gelangen ist oft eine eine Erfahrung und nicht primär ein rationaler Prozess. Vielmehr ein echtes Aha-Erlebnis, bei dem sich ganz mühelos und selbstverständlich mein Horizont weitet, so als ob ich über eine Bergkuppe gewandert wäre, nachdem ich stundenlang nur auf einen nichtssagenden Horizont zugewandert bin, und auf einmal eröffnet sich vor mir eine völlig neue Landschaft, die ich so noch nie gesehen habe und die ich jetzt begeistert sehe, die klar und deutlich vor mir liegt. Also kurz gesagt: Mein Bewusstsein hat sich erweitert.
In gewisser Weise ist es also so, dass der innere Beobachter, den ich vorhin schon angesprochen habe, einen größeren, weiteren Raum betritt und mehr erfassen und wahrnehmen kann. Ich selbst bin ein anderer, nachdem ich mich diesen Weg mit dem Koan gegangen bin, mich auf ihn eingelassen habe.
Was irgendwie eine ziemlich coole Sache ist, denn dadurch entsteht mehr Freiraum – neue Betrachtungsweisen und Handlungsmöglichkeiten, die mir vorher nicht zugänglich waren. Ich werde freier.
In meiner Erfahrung und meinem Schauen ist alles, was ist, ein Torus. Alles ist mit allem verbunden. Darum geht es in meinem Buch Der Kreislauf des Lebens, das demnächst erscheinen wird. [Den Link dazu findest Du in den Shownotes.]
Es gibt verschiedene Ebenen des Bewusstseins, die weit über die Raumzeit des uns bekannten Universums hinausgehen. Über Wege der Meditation kann ich mich mit diesen Ebenen verbinden, und das verändert schließlich auch mein Alltagsbewusstsein. Ich weiß, das ist wilder Scheiß. Aber mehr Bewusstsein über die Zusammenhänge, die Verbundenheit aller Dinge, ist in unserer heutigen Zeit dringender denn je. Und deshalb tut ein bisschen torodiale Ambiguation ganz gut.
Torodiale Ambiguation. Und dann ist da noch ein dritter Aspekt, du magst ihn mir verzeihen, und das ist meine Liebe zu Worten. Ich spiele einfach gerne mit Worten und Torodiale Ambiguation ist halt einfach supercalifragilisticexpialigetisch.
Outro:
Mein Name ist Lachender Bach, ich bin Poet, Tänzer, Mystiker, Naturcoach und Visionssucheleiter.
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Dieser Podcast erscheint ohne festen Zeitplan, wie sich halt das Leben ereignet und die Verse kommen. Also am besten folgst du mir, dann bekommst du alle neuen Folgen. Schau einfach ab und zu mal rein. Mehr über mich und andere Angebote findest du auf lachenderbach.de
Danke fürs Zuhören, und – lass es fließen im wilden Strom des Lebens.