Wo dieser Bach entspringt - Gedicht - Wasserfall von unten gesehen
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Wo dieser Bach entspringt

Das riesige Potenzial der Gelassenheit

Von nichts kommt nichts. Aber aus dem Nichts kommt alles. Das ist das paradoxe Geheimnis der Gelassenheit. Und darin liegt das riesige Potenzial für kreative Lösungen, frische Ideen und Möglichkeiten, die ich vielleicht überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Und damit hat die Gelassenheit ein Potenzial für wirklich Neues.

Und als wäre das nicht schon genug liegt darin auch ein Schlüssel für eine andere Art, in der Welt und im Leben zu sein. Statt immer zu pushen und den Dingen nachzujagen kann ich nämlich für mich entdecken, wie sich manchmal in unglaublicher Mühelosigkeit Dinge fügen.

Kapitel:

  • 00:00:00 Intro
  • 00:00:26 Wo dieser Bach entspringt – Solo
  • 00:04:04 In der Leere wohnt die Fülle
  • 00:12:52  Wo dieser Bach entspringt (Remix)
  • 00:17:24 Outro

Die Ausgabe des Tao Te King, die ich im Podcast empfehle, ist von Heinz Klein, Verlag Zeitenwende, ISBN 978-3-934291-71-4. 
Heinz Klein schafft es in seiner Übersetzung, nicht starr an den Worten zu hängen, sondern von einem tieferen Verständnis her den Text zu übersetzen. Große Empfehlung! 

Ich suche nicht – ich finde!

Suchen – das ist das Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuem.

Finden – das ist das völlig Neue! Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!

Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewissheit, in die Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.

Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.

— Pablo Picasso

Transkription

Wo dieser Bach entspringt

Wo dieser Bach entspringt
Des Lebens immer wieder neues Werden
Der Wandel in dem alles ist
Das was konstant in allem fließt

Wo dieses Sein ersprießt
In immer wieder neuen Formen Farben
In dem ich ja bin
Ich lass mich sein und bin geborgen

Wie diese Augen sehen
Wie die Welt entsteht
Im präsenten Schauen
Von dem was ich als Leben kenn

Wie ich erweckt vom bloßen Handeln
Erweckt vom Sein im Tun
Mich selbst mit einem Mal erkenne
Das Sein in allem Tun

Wie aus dem puren Erkennen
Langsam auch das Handeln fließt
Alte Wege nicht mehr gangbar
Neues hin zu Neuem sprießt

Wie ich ganz von mir gelassen
Erstmals ganz in Freiheit bin
Nicht getrieben von den Dingen
Durch mich fließt das Leben hin

Wie ich aufhöre zu tun
Mich üb im reinen Sein zu ruhn
Die Liebe durch mich fließen lassen
Das Leben gebend zu entlassen

Werd ich zum mühelosen Werden
In dem alle Taten ruhn
Jeder Schmerz und alle Freuden
Alles Licht und jedes Sein

Jetzt bin ich der
In dem die Welt erscheint
In dem Leben erklingt
Aus dem der Bach entspringt

©️ Lachender Bach/Peter Müller 2024

In der Leere wohnt die Fülle

Du kennst bestimmt dieses Gefühl nach einem Mückenstich: Der Stich juckt und man fängt ganz unweigerlich damit an, daran zu kratzen. Das Kratzen verschafft einen Moment der Erleichterung. Aber es dauert nicht lange, und dann juckt’s schon wieder, und oft sogar noch mehr.

Letztes Jahr war ich im Amazonas und habe zehn Tage lang eine Pflanzendiät bei einem Schamanen gemacht. Meine romantischen Vorstellungen von diesem legendären Urwald sind dabei sehr schnell verflogen, die Energie dort ist einfach unglaublich hoch, und die Gefahr, unversehens von einem wilden Tier erwischt zu werden, ist ausgesprochen real. Das muss nicht unbedingt eine Boa oder eine Anakonda sein. Ein blutrünstiger Jäger ist das allgegenwärtige Moskito. Ich meine – einmal unter dem Moskitonetz hervorgekrochen und zum Pinkeln gegangen, fünf Mückenstiche. 

Der Schamane gab uns gleich am Anfang eine Liste von Dingen, die wir während dieser dieta nicht tun sollten. Eine Punkt war, das Kratzen nach einem Mückenstich tunlichst zu unterlassen. Denn, so meinte er, wenn man kratzt, entzündet sich die Stelle, woraufhin eine andere Fliege kommt, die dort ihre Eier hineinlegt, bis dann irgendwann die Larven aus der Haut schlüpfen. Motiviert durch diese Horrorvorstellung kratzte ich also nicht. 

Was bleibt einem aber, wenn man nicht kratzt? Ich nahm das Jucken der Mückenstiche wahr – und tat einfach nichts damit. Zu meinem großen Erstaunen ging das ganz gut, auch wenn immer wieder mal der Reiz ganz stark da war, zu kratzen. Doch je länger ich mich darin übte, nicht zu kratzen, desto einfach wurde es. Irgendwann war das Jucken zu so etwas wie einem Hintergrundrauschen geworden, ähnlich wie ich Verkehrslärm ausblende. Ich hatte mir einen Freiraum geschaffen.

Die Logik dahinter ist spannend, denn sie ist so völlig konträr dazu, wie wir in der westlichen Welt mit dem Leben umgehen. Egal was passiert, wir verlangen sofort nach einer Lösung, die das Problem aus der Welt schafft. Wobei, wenn man genau hinsieht, geht es ja meistens gar nicht um das Problem an sich. Ein Problem hat eine Ursache, und diese Ursache löst bestimmte Folgen aus, die ich dann als unangenehm, leidvoll, schmerzhaft erlebe. Was ich dann normalerweise möchte, ist dass dieses Unangenehme – also mein Leid, mein Schmerz – aufhört, damit ich wieder mein Leben weiterleben kann wie bisher. Dann tu ich alles Mögliche, und mache oft genug die Dinge damit noch schlimmer, ähnlich wie beim Mückenstich. Das eigentliche Problem, also die Ursache, wird dabei oft ignoriert oder verdrängt. Anders gesagt: Ich möchte weiter das tun, was ich tue, aber nicht die Folgen davon tragen. Beim Mückenstich lag die Lösung darin, nichts zu tun und mit den Folgen zu leben. Also das, was bei uns normalerweise das absolute No-Go ist. 

Dabei war das Nicht-Kratzen in gewisser Weise ja auch ein Tun. Laotse, der offizielle Verfasser des Tao Te King, nennt das nicht-tuendes Tun. Das klingt erst einmal paradox, und das ganze Tao Te King ist ein Buch, das sich einem nicht mit einmal Lesen erschließt. Wenn ich mich aber darauf einlasse, führt es mich nach und nach zu einem zu einem breiteren, umfassenderen Blick auf die Wirklichkeit, drum empfehle ich’s dir, wenn du auf der Suche nach mehr Freiheit und Gelassenheit bist. Es gibt verschiedene Übersetzungen, manche davon sehr schwer verständlich, andere einfacher. In den Shownotes zu dieser Episode auf lachenderbach.de findest du einen Link zu einer Übersetzung, die mir sehr beim Verständnis geholfen hat.

Eine Beobachtung, die ich beispielsweise machen kann, ist, dass ein leerer Raum niemals leer bleiben wird. Er mag leer für eine Zeit sein, aber da es in unserem Universum kein Vakuum gibt, beginnt eine Veränderung, wenn sich ein Raum leer – der Raum füllt sich mit etwas anderem. Im Tao Te King wird das mit dem Bild des Tals beschrieben, also ein leerer Raum – der nicht Berg ist, und der Berg steht in diesem Bild für etwas, das voll ist. In der Leere des Tals sind Dinge möglich, vielleicht vergleichbar mit einer Bühne. 

Wenn ich nun bewusst solche Leerräume in meinem Leben kreiere, werde ich erleben, wie sie sich zu füllen beginnen. Auf diese Weise entsteht übrigens dieser Podcast mit der Lyrik, den Texten und den Remixes – ich weiß zu Beginn des Prozesses meistens nie, was am Ende herauskommen wird. Ich überlasse mich der Leere und dem, was in dieser Leere auftaucht, und daraus entsteht dann ein Etwas. Würde ich das kontrollieren wollen, es wäre wie das Berühren von Schmetterlingsflügeln – der Schmetterling kann dann nicht mehr fliegen. Indem ich mich auf die Leere einlasse, kann das aufsteigen, was ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Picasso hat das so wunderbar formuliert – Ich suche nicht, ich finde. Und er hat damit die großartige Möglichkeit gemeint, aus dem Bekannten, das es schon gibt, ins Unbekannte zu gehen, ins Neue. Denn nur da ist echte Kreativität möglich. Das ganze Zitat findest du auch in den Shownotes zu dieser Episode auf lachenderbach.de

Die Lösung für den Mückenstich war es, nicht zu kratzen. Meine Erfahrung damit war erstaunlicherweise, dass die Stiche so schneller abheilen. Dieser Verzicht auf Aktionismus, darauf, etwas tun zu wollen, der ja oft so schwer auszuhalten ist, ist ein Türöffner für etwas, das viel viel größer ist als ich selbst. Ich öffne mich damit für eine Quelle, aus der die ganze Fülle des Leben sprudelt.

Outro:

Die Dinge kommen lassen. Geduldig, aber nicht passiv ihnen ihren Lauf lassen, und dann, wenn mein Part kommt, in den großen Chor einstimmen – das ist ein Schlüssel dafür, mit dem großen Fluss des Lebens zu fließen. Und dann kommt die Zeit, an der der Bach in seinen Fluss mündet. Oder, etwas weniger blumig: Hey, wird sind am Ende unseres Podcasts angelangt!

In der nächsten Episode, geht’s um was ganz Ähnliches. Könnte man fast schon als Fortsetzung beschreiben, nämlich das Bewusstsein, in dem alle meine Wirklichkeit stattfindet. Sie trägt den Titel Licht bin.

Wenn du den Podcast abonnierst, kriegst du sie automatisch. Und an der Stelle möchte ich noch zwei Bitten äußeren. Die eine ist, meinen Podcast weiterzuempfehlen, wenn du ihn gut findest. Erzähl Freunden davon, teile ihn auf Social Media und lass gerne eine Bewertung da, wo du ihn hörst. Auf Spotify etwa kannst du ganz einfach eine Sternebewertung abgeben. Auf Apple Podcasts geht das auch. Das hilft anderen, davon zu erfahren – und motiviert mich, weiter zu machen.

Die andere Bitte ist – hinterlasse gerne einen Kommentar auf meiner Website lachenderbach.de. Ich freue mich immer, von meinen Hörerinnen und Hörern zu … ähm … hören. Auf der Website erfährst auch ein kleines Bisschen mehr über mich.

Und damit sag ich ciao für diesmal. Mein Name ist Lachender Bach, ich bin Poet, Tänzer, Mystiker, Naturcoach und Menschenflüsterer.

Danke fürs Zuhören und Dabeisein, und – lass es fließen im wilden Strom des Lebens.

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3 Kommentare

  1. Hallo Peter gehst einen anderen Weg mit der Weisheit von Schamanen. Ich gehe immer noch den Weg mit Jesus der hat mir im Leben immer geholfen. So gehe ich schon 44 Jahre diesen Weg auch seit 37 Jahre mit Inge ohne den Glauben an Jesus Christus wäre ich vielleicht schon untergegangen. Ich wünsche dir ein gesegnetes Weihnachtsfett zur Erinnerung an die Geburt Jesu.
    liebe Grüße Hermann Kleitner

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